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Warum Beziehungen auch im Lehren und Lernen entscheidend sind

Wer sich an seinen ersten Schultag zurück erinnert, der wird mir zustimmen, dass Fachinhalte allein nicht der entscheidende Faktor in der Wahrnehmung der Lernumgebung sind. Neben dem Klassenraum, den Pausenzeiten, dem Schulumfeld und aller erlebten Ereignisse sind es doch vor allem die agierenden Personen, die unsere Erfahrungen und Erinnerungen nachhaltig prägen.

So sind es die Beziehungen zwischen den Lernenden und den Lehrenden selbst, die die eigentliche Lernumgebung ausmachen und damit das Lernen in der einen oder anderen Weise überhaupt erst ermöglichen. Dies bedeutet an erster Stelle für alle Lehrenden (Lehrer, Dozenten, Professoren, Coaches, etc.), dass sie in ihrer Person die wichtigste Lernumgebung für ihre Lerner darstellen. Begründet durch die kommunikative Interaktion mit den Lernern stellen Lehrende immer Beziehungen her, die den Rahmen und die Umgebung des Lernens über alles fachliche hinaus entscheidend prägen.

Aber offensichtlich scheint diese Tatsache im lernalltäglichen Bewusstsein der Lehrenden nicht unbedingt die entscheidende Rolle zu spielen, woraus sich zwangsläufig Störungen in der zwischenmenschlichen Atmosphäre ergeben, die sich dann ihrerseits negativ auf das Lernszenario auswirkt:

  • Forderungen werden unglaubwürdig, Förderungen fallen zu gering aus;
  • (Un)Glaubwürdigkeit bestimmt die Wertigkeit der Interaktion – wofür steht der Akteur wirklich ?
  • Wo nur Fachinhalte im Vordergrund stehen, wird der Mangel an Beziehungsfähigkeit erkennbar;
  • Wenn Sinnhaftigkeit und Praxiszusammenhang des Lernens sich nicht authentisch in den Beziehungen der Akteure untereinander spiegeln, bleibt die viable Methodenkompetenz auf der Strecke;

Der Lernprozess muss also als ganzheitlicher persönlicher Entwicklungsprozess verstanden werden, der zu den fachlichen Inhalten auch methodische und vor allem sozio-kulturelle Kompetenzen hervorbringen muss, um dem Anspruch einer zeitgemäßen Lernumgebung gerecht zu werden. Dies gilt für Lerner und Lehrende gleichermaßen.

Wie ist Ihre Meinung dazu ? Was sind Ihre Erfahrungen mit unserer Bildungskultur ?

Ein Kommentar

  • Johannes Kaiblinger

    Ich stimme dem völlig zu. Ich erinnere mich überwiegend an Lehrende, die Persönlichkeiten sind und den Stoff interessant rüberbrachten. Dabei waren diese Persönlichkeiten sehr unterschiedlich, das reichte vom alten Professor bis zum exzellenten Vortragenden, dem man den Stoff einfach abnahm. Positive Beispiele sind etwa der Statistik-Professor , der die Vorlesung so spannend und verständlich hielt, dass man den Stoff verstehen konnte oder der Deutschlehrer, der die Literatur so vermittelte, dass ich mich bis heute damit ausgiebig beschäftige.
    Leider sind mir auch Lehrende in Erinnerung, die man besser nicht kennengelernt hätte. Einfach deshalb, weil sie vor allem eines vermittelten: ich will nicht.

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